Non Fiktion

Hrsg. von Jörg Döring / Sonja Lewandowski / David Oels

Non Fiktion - rowohlts deutsche enzyklopädie: Wissenschaft im Taschenbuch 1955–68

Arsenal der anderen Gattungen

»Das Wissen der Welt für 2,20 DM«

Seit 1955 war es der Anspruch von rowohlts deutscher enzyklopädie (rde), im Rahmen einer Taschenbuchreihe »jedem geistig Interessierten alle Gebiete der Wissenschaft durch ihre angesehensten Vertreter« zu erschließen. Mit Bänden wie Schelskys Soziologie der Sexualität, Heisenbergs Das Naturbild der heutigen Physik, Riesmans Die einsame Masse, Gehlens Die Seele im technischen Zeitalter, Portmanns Zoologie und das neue Bild vom Menschen, Friedrichs Die Struktur der modernen Lyrik, Huizingas Homo ludens, Sedlmayrs Die Revolution der modernen Kunst, Camus’ Mythos vom Sisyphos oder Ruth Benedicts Urformen der Kultur entwickelte der Reihenherausgeber, der italienische Philosoph Ernesto Grassi, insbesondere bis in die frühen 1960er Jahre einen »Wissens- und Orientierungskanon« (Karl S. Rehberg) der jungen Bundesrepublik: Wissenschaft im Taschenbuch zwischen »Abendland und Amerika« (Axel Schildt). Vom Buchmarkt aus betrachtet, war der Erfolg der rde gigantisch: im Schnitt 35.000 verkaufte Exemplare pro Band bis 1970. Insgesamt waren das über 8 Millionen Exemplare von bis dahin 226 erschienenen Bänden. Auch für die Wissensgeschichte der Bundesrepublik und im Hinblick auf eine Praxeologie der Lektüren sind diese Verkaufszahlen bedeutsam. Denn lange vor der sogenannten »Suhrkamp-Kultur« hatten die bundesdeutschen Leserinnen und Leser bereits massenhaft Gelegenheit, den Umgang mit Wissenschaft im Taschenbuch einzuüben.

Der vorliegende Band stellt die erste archivgestützte Auswertung von Teilen des Verlagsnachlasses der rde dar.

Jörg Döring/David Oels
»Keine popularisierende Wissenschaft für 1,90 DM«
Ernesto Grassi und rowohlts deutsche enzyklopädie zwischen 1955–1968



Volker R. Remmert
Ende einer Wanderung: das Titelbild der Reihe rowohlts deutsche enzyklopädie



Danai Colla
Der Anti-Kinsey. Helmut Schelsky: Soziologie der Sexualität (rde 2, 1955)



Sonja Lewandowski
»Sind wir nun wirklich solche Ungeheuer, wie der Traum es uns nahelegt?«
Werner Kempers Der Traum und seine Be-Deutung (rde 4, 1955)



Anna Rick
Sozialistische Tonköpfe. Louis Baudin: Der sozialistische Staat der Inka (rde 16, 1956)



Daniel Morat
Der lange Schatten der Kulturkritik.
Arnold Gehlen über Die Seele im technischen Zeitalter (rde 53, 1957)



Erhard Schütz
Deutschlands drohende Amerikanisierung. David Riesman (mit Reuel Denney und Nathan Glazer): Die einsame Masse. Eine Untersuchung der Wandlungen des amerikanischen Charakters (rde 72/73, 1958)



Johannes Paßmann
Schelsky gutachtet. Prolegomena zum ›Bürgerkrieg in der Soziologie‹ in der Genese von René König: Die Gemeinde (rde 79, 1958)



Katharina Knorr

»Es ist mir in der Reihe zu viel Gegenaufklärung«
Theodor W. Adorno und Ernesto Grassi – eine Beziehungsskizze (1955–1967)



Owena Reinke

Zwischenüberschriftenforschung:
Zur »lesepädagogischen« Rolle der »Paragrafentitel« in rowohlts deutscher enzyklopädie



Jörg Döring

»Ja, lesen wir hier in der Gartenlaube?«
Ernesto Grassi begutachtet Marcel Reich-Ranicki für rowohlts deutsche enzyklopädie (1960)



Thomas Blum

Entstehungskontext und Rezeption von Helmut Kleins Polytechnische Bildung und Erziehung in der DDR (rde 144, 1962)im erziehungswissenschaftlichen Diskurs der Bundesrepublik der 1960er-Jahre



Nora Manz

»Es gibt keine Theater-, keine Bücher-, keine Filmkritik mehr, wahrscheinlich, weil in Deutschland die Juden fehlen«
Ein Lektorat in Briefform: Ernesto Grassi an Götz Friedrich vom 9. Februar 1963



Marlen Frieling

Der Anfang vom Ende: rororostudium: Ein »Perspektivplan« zur Reform der rde von 1968/69 am Beispiel des Themenkomplexes Linguistik



Yvonne Bernerth/Angie Timplan

Vollständige Bibliographie von rowohlts deutscher enzyklopädie (rde 1–396, 1955–1981)

»Dieser sehr gelungene Sammelband widmet sich einem beachtlichen Publikationsformat, das für die geistige Kultur der Nachkriegszeit in Deutschland prägend war, bevor der Mythos der Suhrkamp Kultur sie später verdunkeln sollte.»

»Die von Jörg Döring, Sonja Lewandowski und David Oels herausgegebene Publikation bietet die ›erste archivgeschützte Auswertung von Teilen des Verlagsnachlasses der rde› (Klappentext) und ist als solche buch- und kulturgeschichtlich von großem Wert.»

»Ein rundum spannendes Buch also, das schön die Potentiale einer buchwissenschaftlichen Behandlung einer Buchreihe wie der rde demonstriert.»

Till Kinzel, Informationsmittel (IFB), Jahrgang 25 (2017), Heft 4

»ein Buch, wie man es sich als Aufarbeitung einer der prägenden wissenschaftlichen Taschenbuchreihen wünscht: informativ, analytisch, durchaus auch anekdotisch, sehr gut geschrieben.«

Günther Fetzer, literaturkritik.de, 27.11.2018

»Der Band zu rowohlts deutscher enzyklopädie stellt einen höchst gelehrten Versuch dar, die Ambivalenz der frühen Nachkriegszeit an einem repräsentativen, bisher wenig erforschten (buch-)wissensgeschichtlichen Beispiel herauszuarbeiten.«

»Über die Schilderung einzelner Kritikpunkte hinaus gelingt es den Autoren, die Einschätzungen sowohl umfassend zu kontextualisieren als auch konzeptionelle Widersprüche auf den Punkt zu bringen. Vor dem Leser entsteht ein breitgefächertes Netz an intellektuellen Freundschaften wie Feindschaften, Abstoßungs- und Anziehungskräften.«

Aleš Urválek, Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XXIX – 1/2019, S. 207–210.
  • ISBN: 978-3-86525-582-2
  • 12. Jahrgang, 2017, Heft 2
  • 44 Abb.
  • 362 Seiten
  • Broschur
  • Am 03.11.2017 erschienen
  • Deutsch
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