Rüdiger Otto

Leibniz, Gottsched und die deutsche Kulturnation

Die Durchsetzung des Nationalgedankens in seinen unterschiedlichen Facetten wird gemeinhin auf das späte 18. Jahrhundert datiert. Das Zeitalter der Aufklärung hingegen scheint universalen Werten verpflichtet zu sein. Gleichwohl forderten die gravierenden nationalkulturellen Unterschiede zu einer kritischen Bestandsaufnahme heraus. Leibniz hat die Defizite in den deutschen Landen registriert und ihre Überwindung angemahnt. Gottsched wollte durch die Nachahmung des französischen Vorbilds die kulturelle Ebenbürtigkeit Deutschlands erreichen. Angesichts mangelnder Anerkennung der Resultate entwickelte sich Gottsched zum Protokollanten und Ausrufer deutscher Kulturleistungen. An Leibniz demonstriert er die Ignoranz des Auslands gegenüber Deutschland, die Selbstvergessenheit der Deutschen und vor allem die Haltlosigkeit jeden Zweifels an der kulturellen Kompetenz des deutschen Geistes. Leibniz wird so zum prominenten Paradigma im Diskurs über die deutsche Kulturnation, mit dem Gottsched die Öffentlichkeit konfrontiert.



Rüdiger Otto, geb. 1956 in Zwickau, 1966-1974 Mitglied des Thomanerchores Leipzig, 1976 Studium der Theologie in Leipzig, anschließend Assistent an der Theologischen Fakultät, 1989–2000 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Leibniz-Edition in Berlin bzw. Potsdam, 1992 Promotion zum Doktor der Theologie mit der Arbeit Studien zur Spinozarezeption in Deutschland im 18. Jahrhundert, seit 2000 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig: Edition der Korrespondenz von Johann Christoph und Luise Adelgunde Victorie Gottsched.

  • ISBN: 978-3-86525-512-9
  • 15 Abb.
  • 64 Seiten
  • Broschur
  • Am 01.07.2011 erschienen
  • Deutsch
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