Literaturwissenschaft

Franziska Herboth

Satiren des Sturm und Drang

Innenansichten des literarischen Feldes zwischen 1770 und 1780

€ 24,00 nicht lieferbar
Die Studie hat sich eine umfassende Darstellung der satirischen Texte von Autoren des Sturm und Drang zum Ziel gesetzt. Sie thematisiert neben bekannteren Goethe-Satiren (Götter, Helden und Wieland, Jahrmarktsfest zu Plundersweilern) auch bislang von der Forschung kaum beachtete Texte von Jakob Michael Reinhold Lenz, Heinrich Leopold Wagner und Johann Heinrich Merck. Analytischer Ausgangspunkt der Untersuchung ist die These, daß die Satiren der Sturm-und-Drang-Schriftsteller engagierte Stellungnahmen innerhalb der Positionskämpfe der Literaturperiode sind, und daß sie somit nicht nur als künstlerische Werke, sondern auch als pragmatische Texte Beachtung finden müssen, mit denen um Erfolg, Ruhm, Geld und Anerkennung der ›Kollegen‹ gestritten wird.
Die eingängigen Lektüren und Deutungen der Quellen werden deshalb vor dem Hintergrund der literatursoziologischen und (historischen und aktuellen) satiretheoretischen Kontexte ausgeführt. Dabei bilden auf der soziologischen Seite das Konzept des literarischen Feldes in Anlehnung an Pierre Bourdieu, auf der satiretheoretischen Seite die pragmatische Satiretheorie neuerer anglistischer Provenienz den Maßstab.
Durch die Analyse von Satiren mehrerer Sturm-und-Drang-Autoren in chronologischer Folge und durch ihre Einbettung in die oft unbeachteten Zusammenhänge ihrer Entstehung wird erstmals die Funktion der Satiren als kommunikative Akte sichtbar. Für alle am innovativen Konzept des Sturm und Drang beteiligten Autoren stellt das Jahrzehnt zwischen 1770 und 1780 einen Zeitraum der Entwicklung dar. Das Ringen um die legitime ästhetische Norm kann als Kampf angesehen werden, aus dem einige als Gewinner und andere als Verlierer hervorgegangen sind. Die Satiren tragen durch ihre teils auffällige Aggression und konkrete Auswirkungen auf die Positionen der beteiligten Autoren maßgeblich zur Ordnung im literarischen Feld bei.
Neben dem Aufschließen der teilweise – im doppelten Wortsinn – schwer zugänglichen Satiren eröffnet die Untersuchung einen neuen Blick auf diese Texte, deren Einschätzung als bloß genialischer Überschuß an Scherz und Freude sich bis heute gehalten hat und die doch eine ernstzunehmende (und von den zeitgenössischen Autoren ernstgenommene) Seite als soziale Handlungen haben.

  • ISBN: 978-3-93232-457-4
  • 312 Seiten
  • Broschur
  • Am 16.11.2001 erschienen
  • Deutsch
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