Theatertexte

Johann Jakob Bodmer
Hrsg. von Jesko Reiling

Julius Cäsar, ein politischesTrauerspiel (1763)

Die Forderung des Zürcher Aufklärers Johann Jakob Bodmer (1698–1783) an das zeitgenössische Theater war resolut: »Vaterlandsliebe« statt »Weiberliebe« sollten die Dramatiker des 18. Jahrhunderts inszenieren. Angeregt durch Friedrich Nicolais Dramenwettbewerbe von 1756/58 wollte Bodmer mit seinem 1763 erschienenen Julius Cäsar, seinem ersten politischen Trauerspiel, ein neues deutsches Originaldrama schaffen. Bodmers Reformbemühungen provozierten bei den Zeitgenossen polemische Kritik. Darauf reagierte Bodmer zunächst 1764 mit einem erklärenden Nachwort zu seinem Drama und legte einige Jahre später im Nouveau Journal Helvétique und in Johann Georg Sulzers Allgemeiner Theorie der Schönen Künste seine Poetik des politischen Trauerspiels dar. Alle vier Texte werden hier erstmals wieder neu aufgelegt. Sie geben Zeugnis von einer innovativen, aber letztlich gescheiterten Theaterreform.

Im Julius Cäsar wird der Kampf der republikanischen Patrioten gegen den Tyrannen Cäsar vorgeführt. Während sich Cäsar in Allmachtsphantasien ergeht und auf Mittel sinnt, die gesamte Menschheit zu versklaven, erörtern Brutus und seine Gesinnungsgenossen die Argumente für den Tyrannenmord, den sie schließlich beherzt in die Tat umsetzen. Wie sich diese politisch rechtfertigen lässt, steht im Mittelpunkt des Dramas; angeführt werden Argumente aus den politischen Schriften antiker und neuzeitlicher Autoren.

Bodmer wollte das neue deutsche Drama auf den politischen Unterricht der Zuschauer verpflichten. Der damalige Herausgeber Johann Gottfried Gellius scheute sich in seinem Vorwort nicht, Bodmers Julius Cäsar mit dem gleichnamigen Stück von Shakespeare zu vergleichen: Bodmer könne durchaus als »Nachbar« des Engländers gelten.

  • ISBN: 978-3-86525-086-5
  • Mit Materialien und einem Nachwort von Jesko Reiling
  • Theatertexte 19
  • 114 Seiten
  • Broschur
  • Am 12.06.2009 erschienen
  • Deutsch
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