Aufklärung und Moderne

Hrsg. von Marion Aptroot / Andreas Kennecke / Christoph Schulte

Isaac Euchel

Der Kulturrevolutionär der jüdischen Aufklärung

Isaac Euchel (1756-1804) war lange Zeit einer der zu Unrecht vergessenen jüdischen Aufklärer. Das hat sich erst seit wenigen Jahren geändert: Seine bedeutende Rolle innerhalb der Haskala, der jüdischen Aufklärungsbewegung, wurde in der Forschung erkannt, seine wichtigen Schriften in hebräischer und jiddischer Sprache wiederentdeckt, übersetzt und ediert.

Euchel war ein vielseitiger Aufklärer: Er war Verleger und Kaufmann, Autor, Herausgeber und Übersetzer, schrieb in Deutsch, Hebräisch und Jiddisch; er war zugleich in der jüdischen und in der christlichen Gesellschaft zu Hause, war Student Kants und Biograph Mendelssohns. In Königsberg und Berlin wurde er zum Organisator und Vernetzer der über halb Europa verstreuten Anhänger der Haskala, die nach seiner Vorstellung durch die Erneuerung der hebräischen Sprache eine aufgeklärte und moderne jüdische Kultur hervorbringen sollte.

Anlässlich seines 250. Geburtstags trafen sich Historiker, Hebraisten, Jiddisten, Judaisten und Literaturwissenschaftler aus Deutschland, Österreich, Israel und den USA in Potsdam, um auf einer internationalen Tagung unter dem Titel »Vom Nutzen der Aufklärung oder: Woß tut me damit« sein Leben und Werk zu ehren und umfassend zu diskutieren. Der vorliegende Tagungsband bündelt die Früchte dieser Diskussionen und bietet einen Überblick über den Stand der Forschung.

Aus dem Inhalt:

Shmuel Feiner: Isaak Euchel und die jüdische Kulturrevolution im 18. Jahrhundert
Thorsten Wagner: Wiege der Haskala? Der Kopenhagener Kontext der Familie Euchel
Rotraud Ries: Autobiographische Konstruktion und soziale Kontexte: Euchel und die Spuren der Haskala in Hannover
Steffen Dietzsch: Euchel, das jüdische Leben in Königsberg und die Königsberger Gelehrtenrepublik
Uta Lohmann: David Friedländer, Isaak Abraham Euchel und die Gebeteübersetzungen in ihrem bildungshistorischen Kontext
Sebastian Panwitz: Isaac Euchel und die Gesellschaft der Freunde
Andreas Kennecke: Euchel in Berlin
Ingrid Lohmann: Euchels Bildungskonzeption: Interkulturelle Koexistenz, Reichtumskritik und Einbruch der Wirklichkeit in eine Erzählung
Louise Hecht: Konzepte und Praxis der jüdischen Erziehung in der Habsburger Monarchie. Von Isaak Euchel bis Peter Beer
Moshe Pelli: Euchel's Reception Throughout the 19th-Century Haskalah
Christoph Schulte: Euchel und Mendelssohn, anhand einer hebräischen Biographie
Natalie Naimark-Goldberg: The (Questionable) Appraisal of Women in Isaac Euchel's Haskalah
Gunnar Och: Die Komödie der Berliner Haskala – soziokulturelle Bedingungen und theatrale Muster
Marion Aptroot: Euchels »Kollegen«. Reb Henoch und die aschkenasischen Komödien im späten 18. Jahrhundert
Roland Gruschka: Das ›progressive Erbe‹ der Haskala im Dienste des jiddischen Proletariats. Dowid Hofschtejns sowjetisch-jiddische Übersetzung von Isaak Euchels Komödie Reb Henoch
Jutta Strauss: Isaak Euchel und Aaron Halle-Wolfssohn – Strategien literarischer Mehrsprachigkeit

»Der vorliegende, sechzehn Beiträge umfassende Band ist das Ergebnis einer Ende 2006 in Potsdam abgehaltenen, internationalen und interdisziplinären Tagung. Aus Raumgründen sei nur auf eine Auswahl dieser Beiträge näher eingegangen, wobei das Selektionskriterium kein Qualitätsurteil ist […].«



»Unter den weiteren Beiträgen verdient die akribische, fast detektivische Weise, mit welcher Rotraud Ries den mageren Zeugnissen […] von Euchels Lebensstationen in Westfalen und in Hannover nachspürte, sicher eine besondere Erwähnung […] – ein liebevoll recherchierter Beitrag. In ähnlicher Weise untersucht Andreas Kennecke Euchels zweiten Aufenthalt in Berlin […]. Auch hier werden verdienstvolle Resultate einer mühsamen Spurensuche dargestellt […].«



»Dreißig Abbildungen […] und ein Personenregister runden den materialreichen Band ab.«

Norbert Waszek, Das Achtzehnte Jahrhundert, Jahrgang 37, Heft 1, 2013
  • ISBN: 978-3-86525-215-9
  • 380 Seiten
  • Am 30.04.2010 erschienen
  • Deutsch
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