Dieser transphilologische Band versammelt Lektüren zu Texten von Autorinnen des europäischen 17. und 18. Jahrhunderts. Mit der einen Nennung von ›wieder lesen‹ im Titel ist die Tatsache angesprochen, dass bedeutende Autorinnen, die zu ihrer Zeit viel gelesen waren, später diskursiv aus den Lektürelisten gestrichen wurden und nun (doch, endlich) wieder gelesen werden. Die andere Nennung von ›wieder lesen‹ referiert auf das Konzept des re-reading, das von der Differenzialität einer jeden Lektüre ausgeht, die als solche nie abschließbar ist und einen Text (immer) wieder (anders) lesen kann; dies ermöglicht auch eine emanzipatorische Sicht auf Geschlechterordnungen, die deren Bedeutungszuweisungen als nur bedingte aufzeigt und neu schreibt. Der Band richtet seinen Fokus daher nicht auf die schreibenden Frauen, sondern auf die Lektüre ihrer Texte. Untersucht werden also nicht die Emanzipationsbestrebungen von Autorinnen, sondern die Textfiguren der Emanzipation in ihren Dramen, Gedichten, Erzählungen und Übersetzungen: die Möglichkeiten der Emanzipation in sprachlichen Konfigurationen, die auch oder gerade dann bedeutsam werden, wenn es keine ›durchgängige‹ oder explizite emanzipatorische Position zu entdecken gibt.
Gelesen werden Texte von: Maria Fortuna, Anna Roemers, Emilie von Berlepsch, Helmina von Chézy, Charlotte Baden, Lady Mary Wroth, María de Zayas, Johanne Charlotte Unzer, Meta Forkel-Liebeskind und Marianne Wilhelmine de Stevens.
Mit Beiträgen von: Elisabeth Stadlinger (Wien), Maria-Theresia Leuker (Köln), Annina Klappert (Augsburg), Jadwiga Kita-Huber (Krakau), Patrizia Huber (Zürich), Marlene Dirschauer (Hamburg), Dirk Brunke (Bochum), Katharina Worms (Heidelberg), Anna Axtner-Borsutzki (München) und Angela Sanmann (Lausanne).