Stephanie Gleißner / Mirela Husić / Nicola Kaminski / Volker Mergenthaler

Optische Auftritte

Marktszenen in der medialen Konkurrenz von Journal-, Almanachs- und Bücherliteratur

Wer sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ins bunte Gewühl des literarischen Markts stürzt, wird sogleich heftig umworben, nicht nur seitens der meist in Oktav gedruckten Bücher, sondern gerade auch der Unterhaltungsblätter (in Quart) und des zierlichen Duodez- oder Sedezgeschlechts der Taschenbücher und Kalender. Der Kampf um die Zuneigung des »geliebten Lesers« und der »nie genug zu liebenden Leserinn« (so publikumszugewandt das Taschenbuch für Frohsinn und Liebe auf das Jahr 1826) wird mit ganzem Körpereinsatz geführt, mitunter auch mit samtenen oder seidenen Bandagen.
Angefangen bei der Vielfalt möglicher Einbände, zwischen denen die Leserin, der Leser wählen kann, über die verschiedenen Formate, Goldschnitt, ja Lettern und mise en page bis hin zur Qualität des Papiers – der Körper der Literatur in seiner visuellen und haptischen Dimension tritt auf dem Markt, verstanden als konkurrentes Ensemble der belletristischen Neuerscheinungen im jeweiligen hic et nunc, in Erscheinung: selbstbewußt, nicht etwa als beschwerendes Beiwerk eines gemeinhin als ›abstrakt‹ gedachten Textes. Daß dieser optische (und haptische) Auftritt das konstituiert, was zeitgenössisch als Literatur gelesen wird, bildet die Prämisse des vorliegenden Buchs. Es bietet, synchron und syntop, sieben Marktszenen, die, auf der Spur je eines journal- oder taschenbuchförmigen ›Protagonisten‹, in sieben Spaziergängen entfaltet werden: durch Berlin 1802/03 und 1847/48, durch Stuttgart 1816/17, Wien und Leipzig 1825ff., nochmals Leipzig 1838/39 und wieder Wien sowie Pesth 1840ff., mit Seiten-, Rück- und Wechselblicken von hier nach dort und von dort nach hier.

Dieser Titel erschien am 4. Oktober 2019 als Literaturhinweis auf literaturkritik.de.

»Ohne Zweifel aber liegt das Verdienst des Bandes darin, das nonchalant abstrakte Konzept vom ›Markt‹ in Marktszenen differenziert und dabei literaturwissenschaftlich interessant und auch attraktiv gemacht zu haben. Allen Beiträgen merkt man die Wertschätzung, die geradezu liebevolle Sorgfalt an, mit denen sich hier den Objektdetails zugewendet wird. Dabei ist eine Fülle an Wissen über diverse Verzweigungen in den Printmedienmärkten ausgebreitet und vor allem gezeigt, wieviel Kreativität und Professionalität hier wirken.«

Madleen Podewski, Weimarer Beiträge 66 (2020) H. 4, S. 624.

»Es handelt sich um eine Pionierarbeit, die sich für die Journalforschung zum 19. Jahrhundert als hochgradig anschlussfähig erweisen wird.«

Christopher Busch, Zeitschrift für deutsche Philologie 140 (2021) H. 2, S. 326.
  • ISBN: 978-3-86525-714-7
  • Journalliteratur, Band 2
  • 248 Seiten
  • Hardcover
  • Am 24.07.2019 erschienen
  • Deutsch
Diese Website nutzt Cookies, um bestmögliche Funktionalität bieten zu können. Datenschutzhinweise
Verstanden