Martin Opitz’ Buch von der Deutschen Poeterey, 1624 so etwas wie die Gründungsurkunde der neuzeitlichen deutschsprachigen (Vers-)Dichtung, ist im Quartformat erschienen. Das ist, vor dem Hintergrund eines klaren Trends zu kleinen Oktav-, allenfalls Duodezformaten für poetologische Schriften im siebzehnten bis ins frühe achtzehnte Jahrhundert auffällig — und es ist (wie sich zeigen wird) riskant. Man kann sich fragen, warum Opitz diese ungewöhnliche Formatentscheidung trifft. Die Frage liegt um so näher, wenn man berücksichtigt, daß Opitz nicht nur die Poetik, sondern auch seine poetischen Reformschriften der 1620er bis Mitte der 1630er Jahre durchweg im Quartformat erstpubliziert, auch dies gegen den Trend der Zeit.
Hinter diesen Fragen steht die Überzeugung, daß es nicht gleichgültig ist, in welcher druckmedialen und typographischen Gestalt dem jeweiligen Leser ein (poetischer oder poetologischer) Text vor Augen gestellt wird, und daß basalen materialen Konditionierungen textueller ›Vorliegenheit‹ wie eben dem bibliographischen Format semantische Implikationen eignen, die für ein zeitgenössisch adäquates Verständnis in Rechnung zu stellen sind. Das vorliegende (Quart-)Büchlein möchte einen Anstoß geben, einer bislang literaturwissenschaftlich wie buchwissenschaftlich vernachlässigten Dimension poetischer resp. poetologischer Texte mehr Aufmerksamkeit zu schenken.