Ein Bericht in der internationalen Presse über eine eigenartige Erkrankung des spanischen Königs Alfons Ende Mai 1918 bezeichnet den Beginn einer weltweiten Influenza-Pandemie, die schon bald den Namen »Spanische Grippe« erhalten sollte. Bis 50 Millionen Tote und um eine vielfach höhere Anzahl an Infektionen soll sie zwischen 1918 und 1920 gefordert haben. Die vorliegende Studie ist der Versuch, die Auswirkungen der Spanischen Grippe auf die Bevölkerung der Stadt Hannover nachzuzeichnen. Hierzu wurden Kirchen- und Sterbebücher, Friedhofsakten, Aufzeichnungen hannoverscher Firmen, autobiographische Schriften usw. ausgewertet. Ganz besonders ergiebig war die Berichterstattung in den hannoverschen Tageszeitungen. Daraus ergibt sich, dass es auch in Hannover sehr viele Infektionen gab, die Anzahl der Todesfälle im Jahr 1918, vor allem in den Monaten Oktober und November, so signifikant sie gewesen ist, aber nicht so hoch wie andernorts ausfiel. Dabei überrascht, dass die Stadtverwaltung sich zu keinem Zeitpunkt veranlasst sah, sich durch Verlautbarungen, Bekanntmachungen, Anordnungen usw. der Krankheit zu stellen, auch nicht als im November 1918 nach der Abdankung des Kaisers und dem Ende der Monarchie, der Heimkehr der demobilisierten Einheiten des Heeres, den Kämpfen um die politische Zukunft Deutschlands es in Hannover fast täglich zu großen Menschenansammlungen und damit zu einer erhöhten Zahl an Infektionen kam.