Von Mai bis August 1900 bereisen Lou Andreas-Salomé, eine der schillerndsten Frauen der Jahrhundertwende, und Rainer Maria Rilke Russland und die westliche Ukraine. Mit dem Baedeker im Gepäck sind sie auf der Suche nach dem »echten Antlitz Russlands«. Ihre Stationen sind die Zentren des kulturellen Gedächtnisses: die geschichtsträchtigen Städte der alten Rus und ihre Sehenswürdigkeiten, die wichtigsten Pilgerstätten der orthodoxen Christen und die malerischen Abschnitte der Wolga. In Moskau, wo sie drei Wochen bleiben, besuchen sie Galerien, Museen und Theater, trinken Tee mit Intellektuellen, Kunstschaffenden und der Arbeiterschaft. Sie erkunden Elendsviertel und durchstöbern Trödelmärkte. Ein Höhepunkt der Reise durch die südrussische Provinz ist das Wiedersehen mit Lev Tolstoj auf seinem Landsitz Jasnaja Poljana bei Tula. Das Reisejournal zeigt eindrucksvoll die Bedeutung dieser »unsagbar feierlichen Ferienzeit« für Andreas-Salomé und ihr literarisches Œuvre, musste sie sich »das Heimweh nach Rußland aus der Seele« schreiben.