Die Zeltersche Liedertafel gilt bis heute als historischer Referenzpunkt aller späteren Gründungen des deutschen Männergesangs. Neue Quellenforschungen offenbaren allerdings die geradezu verstörende Fragwürdigkeit dieser Traditionsgewissheit. Ein exklusiver Kunstverein, der seinen Fortbestand durch ein in den Anfangsjahrzehnten gleichsam rauschhaft-kreatives Programm des Dichtens, Singens und Komponierens zu befestigen suchte, eignete sich kaum als Muster einer gesellschaftlichen Massenbewegung. Das vorliegende Buch versucht, die kulturhistorischen Bedingungen zu rekonstruieren, die Wirkungsmacht und Erhalt dieses schöpferischen Refugiums gewährten, es verwandelten und zu einem erlesenen Spiegel des sich allmählich aus den Sphären alleiniger gesellschaftlicher Deutungshoheit zurückziehenden Bildungsbürgertums werden ließen.