Musikwissenschaften

Hrsg. von Susanne Rode-Breymann / Carolin Stahrenberg

»… mein Wunsch ist, Spuren zu hinterlassen …«

Rezeptions- und Berufsgeschichte von Geigerinnen

Die Frage nach der Berufs- und Rezeptionsgeschichte von Geigerinnen erwächst aus dem Dialog zwischen Wissenschaft und musikalisch-künstlerischer Praxis – und dies in Hannover auf besondere Weise initiiert durch den Internationalen Violin-Wettbewerb. Im vorliegenden Band, entstanden im Forschungszentrum Musik und Gender an der an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, greifen junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die überwiegend selbst ein Geigenstudium absolviert haben, diese Frage auf und erzählen Geschichten über Geigerinnen aus zwei Jahrhunderten: die Schwestern Milanollo, Wilma Neruda, Erica Morini, Ginette Neveu, Edith Lorand, Alma Moodie, Sophie-Carmen Eckhardt-Gramatté, Frida von Kaulbach, Marie Soldat-Roeger und Dorothy DeLay.


Ziel des Lesebuchs ist es, den historischen Wandel künstlerischer Handlungsspielräume dieser Geigerinnen aufzuzeigen. In den Fokus rücken dabei Solistinnen, Kindervirtuosinnen und Schallplattenstars, aber auch die künstlerische Entfaltung nach dem Ende einer Konzertkarriere oder die einflussreiche Tätigkeit der Lehrerin werden thematisiert. Das Wissen über die nichtlinearen Karrieren in der Vergangenheit macht dabei den langen Weg bis zur heutigen Selbstverständlichkeit von Entwicklungsmöglichkeiten für Geigerinnen deutlich. Ein Lesebuch also mit dem Nebeneffekt, den Blick auf heutige Bildungschancen zu schärfen.


Die Essays dieses Bandes thematisieren auch die Spurensuche in Archiven, berichten über die Art der gefundenen Quellen, und es geht um das Gefundene und eben auch nicht Gefundene. Jeder Beitrag enthält ein faksimiliertes Dokument, das die faszinierende Spurensuche exemplifiziert. Mit dem Band erfüllt sich der sehnliche Wunsch dieser Künstlerinnen, den Alma Moodie in einem Brief an Carl Flesch ausformulierte: »… mein Wunsch ist, Spuren zu hinterlassen…«.



Inhalt:
Volker Timmermann: (Domenica Maria) Teresa Milanollo (1827–1904), Maria Milanollo (1832–1848). »So kann aber auch kein Mann spielen!« Der zeitgenössische Blick auf die Schwestern Milanollo in Wien 1843 – Jutta Heise: Wilma Neruda, verw. Norman, verh. Hallé,gen. Lady Hallé (1838–1911). Wilma Neruda – »Groß und rein wie Joachim« – Birgit Saak: Erica Morini (1905–1995). »A violinist is a violinist and I am to be judged as one – not as a female musician.« – Natalie von Zadow: Ehe: Frida von Kaulbach, geb. Schytte, Künstlerinnenname »Frida Scotta« (1871–1948). Künstlerische Entfaltung nach dem Ende einer Konzertkarriere: Frida von Kaulbach – Volker Timmermann: Wettbewerb: Ginette Neveu (1919–1949). Ginette Neveu – Karriere zwischen Wettbewerbssiegen und Unfalltod – Carolin Stahrenberg: Der Schallplattenstar: Edith Lorand (1898–1960). Edith Lorand: Die »Königin des Walzers« in den 1920er Jahren Helen Haas: Die Kammermusikerin: Marie Soldat-Roeger (1863–1955). »Eine neue Erscheinung im Wiener Musikleben, ein Damen-Streichquartett, hat sich mit ungewöhnlichem Erfolge eingeführt [...]«.Camilla Bork: Die Lehrerin: Dorothy DeLay (1917–2002). Dorothy DeLay – The American Dream of Violin – Birgit Saak: Die Wegbereiterin: Alma Moodie (1898–1943). Alma Moodie als Wegbereiterin moderner Violinkompositionen im 20. Jahrhundert – Natalie von Zadow: Die Komponistin: Sophie-Carmen (Sonia) Eckhardt-Gramatté, geb. Fridman (Friedman) (1899/1902–1974). »... weil ich gerade hier so herrliche Ruhe habe«. Arbeitsbedingungen der Geigerin und Komponistin Sophie-Carmen Eckhardt-Gramatté zur Entstehungszeit des »Grand Concerts« für Violine Sol.

»Das gut lesbare Buch ist [...] überaus gelungen, regt zum Nachdenken/Nachhören (auch durch weiterführende Literatur- und CD-Angaben) an und man wünscht dem Forschungszentrum weiterhin viel Erfolg und Erkenntnisreichtum bei seiner wertvollen Arbeit.«

Claudia Niebel, info-netz-musik, 12.03.12
  • ISBN: 978-3-86525-193-0
  • 223 Seiten
  • Broschur
  • Am 06.06.2011 erschienen
  • Deutsch
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