In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist der Kikeriki eines der auflagenstärksten Satireblätter Wiens. Von 1861 bis 1874 verwendet das Journal 16 verschiedene Titelköpfe und hebt sich damit merklich von der Konkurrenz ab. Setzt diese auf Kontinuität und Wiedererkennbarkeit, nutzt der Kikeriki den Titelkopf als Bühne für das Publikations-Maskottchen. Hier präsentiert es sich und seine Intentionen – mithin die der Redaktion, allen voran jene des Gründers O.F. Berg (d.i. Ottokar Franz Ebersberg), der als Bühnenautor und langjähriger Journalherausgeber mit lauter Stimme am Wiener Kultur- und Politikdiskurs teilnimmt. Der Kikeriki dient ihm als Sprachrohr, die Titelfigur als Schauspieler und Alter Ego. Die kommunikative und ästhetische Funktion der Bilder geht dabei weit über eine bloße Rahmung hinaus.
Erstmals werden hier die 25 zwischen 1861 und 1933 verwendeten Titelköpfe des Kikeriki philologisch erfasst, einzeln beschrieben, kommentiert und im Vergleich mit Konkurrenzjournalen im kulturhistorischen Kontext verortet. Sie erscheinen als Capriccios mit eigenem ästhetischem Wert, eingebettet in eine sich wandelnde Selbstdarstellungsstrategie des Journals. Den Titelköpfen des Kikeriki-Anzeigers ist ein eigener Abschnitt gewidmet. Seine häufigen Titelkopfwechsel machen den Kikeriki zu einem journalmedialen Ausnahmefall, der besondere Aufmerksamkeit rechtfertigt. Gleichzeitig versteht sich das vorliegende Heft auch als Einladung zur Titelkopfphilologie.