Unsere Gegenwart ist erfüllt von Versuchen, die ›Gegenwart‹ zu bestimmen und auf einen Begriff zu bringen: als schrumpfende oder breite, als endlose oder absolute, als post-zeitgenössische oder als Pseudo-Gegenwart usw. Statt solchen Diagnosen weitere hinzuzufügen, fragt dieser Band aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven in grundsätzlicher Weise, was es bedeutet, Gegenwart zu denken. Ziel ist, den variablen Umgang mit ›Gegenwart‹, mit Gegenwartsbegriffen und -konzepten zu analysieren.
Die Beiträge situieren sich vor dem Hintergrund des Forschungsprofils des DFG-Graduiertenkollegs »Gegenwart/Literatur. Geschichte, Theorie und Praxeologie eines Verhältnisses«, aus dessen Arbeit der Band hervorgegangen ist. Gegenwart denken heißt hier, nach ihren historischen, theoretischen, medialen und praxeologischen Bedingungen zu fragen: In welchen Kontexten, zu welchen Zeiten und unter welchen Voraussetzungen wird ›Gegenwart‹ gedacht (und gemacht), wird Gegenwart als Begriff, als Praxisfeld, als Evidenz zur Geltung gebracht? Gegenwart denken heißt, nach den Aprioris ihrer Erscheinungsweise zu fragen.