Monika Fick

Lessing und das Drama der anthropozentrischen Wende

»Ah! wenn ich einen mehr in Euch/ Gefunden hätte, dem es gnügt, ein Mensch/ Zu heißen!« Wenige Sätze der Weltliteratur sind von solch unmittelbar überzeugender Evidenz wie der Ausruf, mit dem Lessings Nathan den Tempelherrn willkommen heißt. Zugleich sind wenige Sätze in solchem Maße problematisch geworden wie dieser: Denn was könnte uns angesichts der geschichtlichen Erfahrungen ermutigen, den Menschen schlechthin mit dem ›guten Menschen‹ zu identifizieren?
Die in dem Band versammelten Aufsätze zu Lessing umkreisen die ungelösten, bis heute aktuellen Spannungen der »anthropozentrischen Wende« – das Drama des modernen, autonomen Selbst, das zur Selbsttranszendierung zugunsten des Gemeinwohls berufen ist und um die Quellen der Motivation dazu ringt: Liegen sie in der Vernunft, in der Triebkraft der Natur oder sind sie doch religiöser Art? Hauptwerke Lessings werden dabei in unterschiedliche Kontexte der europäischen Aufklärung gerückt: von der durch die Erfahrungen des Siebenjährigen Kriegs geprägten Militärdramatik über den Toleranzdiskurs bis hin zur Kritik des Kolonialismus. So ergeben sich neue und aufgrund der genauen Textlektüren sehr konkrete Einblicke in die facettenreiche Kultur des 18. Jahrhunderts.

Hier geht es zur Rezension von Till Kinzel auf informationsmittel-fuer-bibliotheken.de (IFB).

»Das insgesamt sehr überzeugende Lessingbild, das Fick im Rückgriff auf ihre
exzellenten Werk- und Wirkungskenntnisse zeichnet, ist ebenso klar konturiert
wie vielschichtig«

Hannes Kerber, Arbitrium 2021, 39(3).

Monika Fick

Monika Fick ist Professorin für Neuere Deutsche Literaturgeschichte an der RWTH Aachen.

  • ISBN: 978-3-86525-790-1
  • Wolfenbütteler Lessing-Studien 2
  • 320 Seiten
  • Hardcover
  • Am 31.07.2020 erschienen
  • Deutsch
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