Mehrere Gegenwartsdiagnosen, die in den Diskussionen um Klima und Klimawandel als zentralem Bestandteil des Anthropozän-Diskurses formuliert werden, münden in einer Figur der überschrittenen Schwelle: Es ist zu spät. Wie schon in der klassischen Apokalyptik sind Ankündigungen des Weltendes im Sinne zweier Sprechakte deutbar. Zum einen als unausweichliche Ankündigung schrecklicher Widerfahrnis und ein bedauerndes Sich-Schicken ins Unvermeidliche. Diskurse, die sich der Perspektive des weitgehend passiven Erlebens verschreiben, lassen sich als meist säkularisierte Eschatologien begreifen. Zum anderen ist die Figur der überschrittenen Schwelle als Form des Appells zur Aktion in der Gegenwart und näheren Zukunft zu verstehen. Diese Aufrufe zum Handeln sollen die prognostizierten Entwicklungsdynamiken bremsen, um die überschrittene Schwelle als nicht letztgültig auszuweisen. Sie organisieren sich als Risikonarrative.
Dieser Band untersucht systematisch Diskursmuster des Sprechens vom Ende. Er vereint theoretische Überlegungen zu Geschichte und Gegenwart dieses Sprechens mit exemplarischen Analysen literarischer und filmischer Auseinandersetzungen.