Als ein bayerischer Ungar, der zeitweilig in Berlin lebt, so ist Ödön von Horváth bezeichnet worden. Dabei ist noch gar nicht Wien erwähnt, wo Horváth ebenfalls eine Zeit lang gelebt hat, oder Paris, wo er schließlich 1938 im Exil zu Tode kommt. Jedenfalls legt diese geographische Vielfalt die Frage nahe, ob sich auch eine entsprechende formale und thematische Vielfalt in Horváths Werken erkennen lässt. Ja, in der Tat hat Horváth – nach frühen lyrischen Versuchen – eine Vielzahl von Dramen und mehrere Romane geschrieben, daneben auch kürzere Prosatexte wie etwa »Sportmärchen«. Mit seinen Texten, die die verschiedensten Themen – unter Umständen durchaus zeitkritisch – aufgreifen, gelegentlich auch historische, hat Horváth großen Anklang gefunden. Das gilt insbesondere für sein Engagement für eine Erneuerung der Gattung »Volksstück« und hier vor allem für sein berühmtes Drama »Geschichten aus dem Wiener Wald«. Dass mehrere seiner Texte verfilmt worden sind, bisweilen auch mehrfach wie zum Beispiel der Roman »Jugend ohne Gott«, ist bezeichnend für die Resonanz, die Horváth insbesondere von den 1960er Jahren an findet, so dass man von der »Etablierung eines neuen Klassikers der Moderne« (Marcel Reich-Ranicki) sprechen kann. Eine Resonanz, die auch heute weiterhin andauert.