Michael Multhammer

Gesprächsliteratur und Konversationsöffentlichkeit

Zusammenhänge im späten 17. Jahrhundert

Bei der Gesprächsliteratur handelt es sich um eine gleichermaßen weit verbreitete wie zugleich weitgehend unterschätzte Gattung der Frühen Neuzeit. Fiktive Gesprächssituationen mit mehreren beteiligten Figuren gibt es viele in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und die Texte von Georg Philipp Harsdörffer, Johann Rist und Christian Thomasius sind nur die bekanntesten Vertreter. In der Zusammenschau von Gesprächsliteratur und Klugheitslehren soll eine neue Perspektive auf die Jahrzehnte um 1700 eröffnet werden, indem zwei Gegenstandbereiche miteinander in Verbindung gebracht werden, die bisher in der Forschung vorwiegend isoliert voneinander betrachtet wurden. Ziel dieses Unterfangens ist es, etwas sichtbar zu machen, das bisher im Verborgenen lag: Nämlich das Phänomen einer konversationsaffinen Öffentlichkeit, die im Medium der Gesprächsliteratur nicht nur Wissen akkumuliert und sich aneignet, sondern mehr noch, sich Konversation als Grundlage von idealer Gesellschaft denkt und dieses Modell auch selbst performativ einübt. In der Latenzphase zwischen Spätbarock und Frühaufklärung spielen diese Art von Literatur und die damit allseitig verbundenen Forderungen nach Höflichkeit eine zentrale Rolle. Analog zur Epoche der ›Empfindsamkeit‹ ließe sich für die Zeit um 1700 von einer Epoche der ›Höflichkeit‹ sprechen.

  • ISBN: 978-3-86525-064-0
  • Neue Perspektiven der Frühneuzeitforschung 9
  • 8 farbige Abbildungen
  • 72 Seiten
  • Klappenbroschur
  • Am 30.05.2024 erschienen
  • Deutsch
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