Das 18. Jahrhundert wird oft als Meilenstein in der allgemeinen Bewusstwerdung Europas und seiner endgültigen Ablösung älterer Denkmuster wie Christenheit oder Okzident angesehen. Damals wie heute war Europa ein heiß umstrittenes Konstrukt kollektiver Identität: Die aktuellen Kernfragen über Europas Inhalt, Grenzen und politischer Konstitution wurden bereits vor über zwei Jahrhunderten mit großer Dringlichkeit formuliert.
Dieser Band setzt sich inhaltlich mit einer Vielfalt von Europabildern des 18. Jahrhunderts und der Sattelzeit auseinander. Von Leibniz bis zur Romantik behandeln die Beiträge eine breite Palette von mythologischen, politischen, kulturellen und literarischen Aspekten der Europavorstellungen solch unterschiedlicher Autoren wie Voltaire, St-Pierre, Pufendorf, Karamzin, Brunn, Lebrun, Schiller, Novalis und den Gebrüdern Schlegel.
Themen wie Europas geographische Beschaffenheit und Grenzen, der Vorbildfunktion des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation oder Europas Selbstverständnis in Abgrenzung und Ausgrenzung von inneren und äußeren Alteritäten werden dabei ebenso Rechnung getragen wie Europas Beziehung zu nationalen Diskursen, Europas Stellung und Aufgabe in der Welt oder seine Funktion in den Geschichtsphilosophien der Romantik.