Als man sich in der Frühen Neuzeit in Europa ein Bild von Lateinamerika zu machen begann, wurde, wie es damals hieß, »Die America« in den Drucken der Zeit als kriegerische Amazone dargestellt. »Die America« war eine Kreatur der Gewalt, dem Regenwald und seinen fiebrigen Phantasien entsprungen. Dieses Bild der Gewalt, das am Anfang der neueren Geschichte Lateinamerikas steht, hat diesen Kontinent seitdem nie mehr so recht verlassen. Aber wie verhält es sich mit der Gewalt in Lateinamerika und ihrer Bedeutung für die Menschen tatsächlich? Und was bewirkte sie in Kultur und Gesellschaft? Dem geht dieser Essay nach, wobei er Vergleiche zu Europa zu Hilfe nimmt.
Michael Riekenberg
Michael Riekenberg, an der Universität Leipzig emeritierter Professor für Vergleichende Geschichtswissenschaft und die Geschichte Lateinamerikas, arbeitet seit vielen Jahren zur Geschichte der Gewalt wie auch des Staates. Sein Buch Staatsferne Gewalt. Eine Geschichte Lateinamerikas wurde im April 2015 von der Jury Geisteswissenschaften International ausgezeichnet.