Gerd Franz Triebenecker

»Für das Mimetische weiß ich leider nichts mehr anzufügen«

Zur Rekonstruktion der Mimesis im Denken Friedrich Nietzsches

Dem Begriff der Mimesis ist bislang in der Nietzscheforschung kaum größere Beachtung entgegengebracht worden. Die vorliegende Studie verweist zurecht auf die nur scheinbare Randständigkeit des Mimetischen im Denken Friedrich Nietzsches. Sie geht vielmehr davon aus, daß von Nietzsche ein eigenständiges und für die Begriffsbildung der Mimesis relevantes Modell bzw. verschiedene Modellierungen erbracht worden sind. Dabei erweist sich gerade die Instrumentalisierung des Begriffs als besonders prägend, da sie schon während der Begriffsbildung seine Leistungsfähigkeit überprüft.
Die Studie verfolgt die Spuren dieses Angebotes bis in die scheinbar jenseitig des Themas liegenden Darstellungen und Einfälle. Als Prinzip des Schaffens wird Mimesis nicht auf Kunst im engeren Sinne reduziert, sondern umfaßt vielfältige schöpferische Leistungen des Menschen: Metaphysik, Sprache, Wissenschaft, kulturelle Praktiken und nicht zuletzt auch Kunst, die in den verschiedenen themenkonzentrierten Kapiteln ausführlich beschrieben werden.
Voraussetzung dafür ist ein erweiterter Mimesisbegriff, der über die reine Abbildfunktion hinausgeht und sie als mimisierendes kreatives Potential faßt. Mimesis steht in der ständigen Spannung zwischen Nachahmung und Schöpfung, zwischen Konvention und Originalität. So kann sie zum Instrument der Aufstörung von Disziplinierungen werden, weil sie gleichermaßen an der Ordnung der Konventionen in Sprache, Kunst und Wissenschaft und an deren kreativen unordentlichen Überbietungen teil hat.
Als Ergebnis liegt eine Studie vor, die sowohl einen Beitrag für den allgemeinen Mimesisdiskurs und die Nietzscherezeption zur Verfügung stellt.

  • ISBN: 978-3-93232-477-2
  • 224 Seiten
  • Broschur
  • Am 28.04.2000 erschienen
  • Deutsch
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