Carl Gustav Carus’ Neun Briefe über Landschaftsmalerei eröffnen eine neue Reihe im Wehrhahn Verlag: Die »Texte zur Kunst und Ästhetik«. Künftig werden wir Beiträge wieder zugänglich machen, die das Nachdenken über Kunst vor allem im 18. und 19. Jahrhundert geprägt haben – teils philosophisch-ästhetische, teils kunsthistorisch orientierte, teils handwerklich-technische Texte.
Carus’ Neun Briefe über Landschaftsmalerei erschienen 1831, in einer zweiten, vermehrten Auflage 1835. Sie entstanden im langen Zeitraum zwischen 1815 und 1824 in mehreren Phasen, während derer Carus’ Kunstkonzeption sich grundlegend wandelte.
Carus war Arzt, zunächst Leiter der gynäkologischen Abteilung der Universität Dresden, später Leibarzt des Königs. Als Maler war er Autodidakt, stand aber unter dem Einfluss von Caspar David Friedrich, der ihn beriet und gelegentlich bei der Ausführung seiner Bilder half.
In den ersten drei Briefen ist Carus noch Frühromantiker, neben Friedrich ist es vor allem Schellings Analogiedenken, das ihn prägt: Kunst ermögliche die Verschmelzung von Natur und Ich, Stimmungen des Ich hätten einen Einfluss auf die Naturwahrnehmung und umgekehrt.
Nach einer Begegnung mit Goethe (vor allem aber durch den darauf folgenden Briefwechsel der beiden) und – vermutlich – durch das Studium von Fernows Schrift Über die Landschaftmalerei verändert sich Carus’ Kunstverständnis: Fortan geht es ihm nicht mehr um das Verhältnis von Natur und empfindenden Ich, sondern um die von den Naturwissenschaften (objektiv) verstandene Natur.
Werner Busch
Werner Busch, Kunsthistoriker und renommierter Kenner der Epoche, führt in einem Nachwort in diesen komplexen Text Carus’ ein – ein Text, der voller Brüche ist und der neben den Briefen kleine Abhandlungen und Tagebucheintragungen enthält.