Das Erdbeben von Lissabon am 1. November 1755 markiert in der Kultur- und Geistesgeschichte ganz Europas bekanntlich einen tiefen Einschnitt. Zur Diskussion über dieses ›natürliche Übel‹, wie es die Zeitgenossen nannten, leistet Lieberkühn (†1761) einen Beitrag zur Theaterliteratur, der hier zum 250. Jahrestag der Katastrophe erstmals wieder vorgelegt wird. Das Hauptaugenmerk des Einakters gilt freilich ›moralischen Übeln‹, die im Umfeld der Familie des Don Diego infolge des überstandenen Erdbebens zutage treten. Das Drama ist zugleich ein sehr früher Beitrag zum Genre des bürgerlichen Trauerspiels.