Mit seinem Lustspiel »Die Entführung« gelang dem 1789 als Hoftheaterdichter und Dramaturg am Burgtheater engagierten Johann Friedrich Jünger ein durchschlagender Bühnenerfolg. Jünger nimmt in seinen dramaturgischen Schriften und Stücken eine Gegenposition zum ›Rührstück‹ ein, indem er für Komik und Satire in einem ›feineren‹ Lustspiel plädiert. Auch wenn sich seine Komödien weiterhin an den Motiven und Sujets der Commedia all’improvviso und einer gemäßigten Possendramaturgie orientieren, imitieren sie bereits den Konversationston der höheren Schichten und dürften so den Ansprüchen des Hoftheaterpublikums entsprochen haben. Im Kontext der Debatten um ein deutschsprachiges Lustspiel schlägt Jüngers »Entführung« somit den Weg zum ›Konversationsstück‹ bzw. zur ›Salonkomödie‹ ein, die sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts am Burgtheater etablieren sollte.