Die Freyheit ist gewiß der Bürger grösster Schatz.« Dies verkündet der Titelheld von Georg Behrmanns Trauerspiel Timoleon, der Bürgerfreund, eines der ersten klassizistischen Theaterstücke in deutscher Sprache. Es zeigt einen Freiheitskampf, der den Titelhelden in eine tragische Aporie treibt: Timoleons Bruder Timophanes hat ein tyrannisches Gewaltregime errichtet, fordert absoluten Gehorsam und schreckt zur Sicherung seiner Macht vor nichts zurück. Als letztes Mittel zur Rettung des Staates bleibt nur der Tyrannenmord – der aber für Timoleon zugleich ein Brudermord ist. Für diesen verflucht ihn seine Mutter, und nicht zuletzt ist es sein eigenes Gewissen, das ihn schließlich zum Gang ins Exil treibt.
Die Republikaner in Behrmanns Text kämpfen für einen Staat, der auf Freiheit und Rechtsstaatlichkeit gründet. Dies zeugt vom politischen Selbstverständnis der hamburgischen Bürgerschaft des frühen 18. Jahrhunderts, das der Text zu bestätigen und zu verstärken sucht. Die Radikalität, mit der die republikanische Freiheit gegen absolutistische Usurpation verfochten wird, weist zugleich auf revolutionäre Positionen des ausgehenden 18. Jahrhunderts voraus.
Das Stück wurde 1735 in Hamburg uraufgeführt und erschien 1741 im Druck. Es war bis in die 1770er Jahre ein beliebtes Repertoirestück nicht nur in der Hansestadt.