Ilja Iwanow, unter dem letzten russischen Zaren der weltweit führende Experte für künstliche Befruchtungen, verfolgt einen ambitionierten Lebenstraum: Er möchte das in der Evolution angeblich verloren gegangene Wesen zwischen Menschen und Affen züchten – ein hybrides Wesen, mit dem die zerbrochene, unendliche Kette des Seins wieder geschlossen werden soll.
Nach der russischen Revolution bietet sich ihm die einmalige Chance, sein Ziel zu erreichen, denn dem Sozialismus ist an dem Nachweis gelegen, dass der Darwinismus wahr und der Mensch tatsächlich ein evolutionäres Produkt und nicht von Gott erschaffen ist. In Frankreich, später in Afrika und der Sowjetunion selbst kommt Iwanow seinem Ziel immer näher, und als er schließlich bei Stalin in Ungnade fällt, beginnt die Zeit zu drängen.
Die große Kette des Seins« erzählt eine wahre Geschichte über den Versuch, die Grenzen zwischen Mensch und Tier aufzuweichen. In ihm kreuzen sich Neugier und ein optimistischer Wissenschaftsglaube mit nationalen, rassistischen und frauenfeindlichen Chauvinismen. Wie weit darf der Mensch in seiner wissenschaftlichen Neugier gehen? Was geschieht, wenn ihm dabei der moralische Rahmen verloren geht? Was macht den Menschen eigentlich aus?
Iwanows Versuche waren Vorbild für eine unvollendete Oper von Schostakowitsch, mit der die Sowjetunion gefeiert werden sollte. Aber auch »King Kong« ist nach Berichten über Iwanows Versuche entstanden.
André Georgi
André Georgi hat Literaturwissenschaften studiert und arbeitet als freier Autor und als Drehbuchautor u.a. für den Tatort.