In August Wilhelm Ifflands Lustspiel Die Marionetten (1807) führt Geheimrätin Ward Regie über den Haushalt wie über die Heiratskandidaten ihrer Tochter. Statt ein Machtwort zu sprechen, dirigiert ihr Mann, der biedere Hausvater, lieber die Marionetten auf seiner privaten Puppenbühne. Dort, auf seinem Marionettentheater, kommt es zum Showdown im Streit über aufrichtige und falsche Liebhaber, affektiertes und natürliches Auftreten, Personen- versus Puppentheater.
Das Spätwerk des berühmten Schauspielers und Dichters Iffland (1759–1814) zeigt nicht nur die typischen Liebeshändel populärer Dramatik um 1800. Vielmehr gewährt es Einblicke in die Zeit der Theaterdirektion Ifflands, der seit 1796 das Königliche Berliner Nationaltheater leitete. Denn ideen-geschichtlich verkörperte die Marionette in der Aufklärung eine Metapher für die vielfältigen Abhängigkeiten des Menschen. Kulturhistorisch aber wurden die Marionettenspieler, die politische und geistliche Satiren sowie frivole Späße unters Volk brachten, abhängig von der Sittenpolizei – etwa in Berlin, wo sich Iffland gegen die Marionettenparodien der auf seiner Bühne inszenierten Stücke zu wehren suchte.