EINE LITERARISCHE ENTDECKUNG! Der Roman Genitrix liegt seit seinem Erscheinen 1923 nun erstmals vollständig in deutscher Übersetzung vor. Mit ihm hat der als katholischer Schriftsteller einseitig klassifizierte und als Literaturnobelpreisträger gefeierte François Mauriac (1885–1970) die abgründige und düstere Beziehung zwischen Mutter und Sohn ausgelotet. Eindringlich schildert Mauriac in seinem Roman den kurzen vergeblichen Kampf der jungen Ehefrau dieses Muttersöhnchens gegen die übermächtige Schwiegermutter, den inneren Widerstreit des Sohnes, der sich einerseits nach der Liebe einer jungen Frau sehnt, andererseits aber fürchtet, dadurch die Liebe seiner Mutter zu verlieren. Nachdem die Ehefrau im Kindbett gestorben ist, scheint die Zeit der Mutter gekommen zu sein. Sie überschüttet ihren scheinbar wiedergewonnenen Sohn mit einer Liebe, die ganz und gar egoistisch ist. Doch für den Sohn beginnt mit dem Tod seiner Frau ein Reifeprozess, der die Lösung von der Mutter zur Folge hat. Mauriac hat mit diesem frühen und kaum beachteten Roman eine tiefsinnige psychologische Studie vorgelegt, deren morbider Atmosphäre man sich kaum entziehen kann.