Der weitgereiste italienische Graf Francesco Algarotti (1712–1764), Sohn eines venezianischen Kaufmanns, war im 18. Jahrhundert ein bekannter und berühmter Polygraph. Mit einem populärwissenschaftlichen Werk zur Physik Isaac Newtons hatte er sich frühzeitig einen Namen gemacht und war in Verbindung mit zahlreichen Philosophen und Wissenschaftlern der Aufklärung getreten. Durch die Vermittlung Voltaires lernte er Friedrich den Großen 1739 in Rheinsberg kennen. Fortan verband die beiden Gleichaltrigen eine enge, wenn auch nicht unproblematische Freundschaft. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt am sächsischen Hof zu Dresden als Kunstaufkäufer und Kunstsachverständiger des sächsisch-polnischen Herrschers kehrte Algarotti 1747 nach Preußen zurück und war als Kammerherr und Gesellschafter des preußischen Königs ein geschätztes Mitglied der Tafelrunde zu Sanssouci. 1753 reiste er aus gesundheitlichen Gründen zurück in seine italienische Heimat, wo er 1764 an einem Lungenleiden verstarb.
Als Mitglied eines europaweiten Beziehungsgeflechts, der République des lettres, nahm Algarotti an dem alles umfassenden Gedankenaustausch und dem universalistischen Gespräch teil, die den Kern der Aufklärung ausmachten. Vor diesem Hintergrund wird sein bewegtes Leben, das ihn in viele Länder und an viele Höfe führte, betrachtet. Seine Vielseitigkeit, sein schillernder Charakter und seine zahlreichen Verbindungen zu den hervorragenden Persönlichkeiten seiner Zeit machen ihn zu einem interessanten Menschen, der es verdient, in das kollektive Gedächtnis zurückgerufen zu werden.
»Zur Profilierung seines Bildes in der Öffentlichkeit nutzte Friedrich II. zuallererst den Kreis besoldeter Dichter und Gelehrter, die er lebenslang um sich scharte und die ihm
als Lobpreiser seiner Größe stets auch als Vermittler seines Ruhms als Staatsmann, Heerführer, Poet, Schriftsteller und Musiker in die europäische Öffentlichkeit dienten.
Beispielhaft ist dies dokumentiert in der Monographie von Norbert Schmitz über Francesco Algarotti [und] in dem von Hans W. Schumacher und Brunhilde Wehinger herausgegebenen
Sammelband zu diesem ›philosophischen Hofmann‹ […].«
»[…] Noch mehr Sex and Crime? [D]iese Geschichten, die [Norbert Schmitz] nicht ausspart, zeigen, wie das Leben war und wie diese Intrigen auch in der Zeit der Aufklärung eine bedeutende Rolle spielten. Schmitz entwickelt sehr schön die Vielseitigkeit Algarottis, seinen schillernden Charakter, seine europäischen Netzwerke.«