Die Bewohner des Totenreichs stehen sich kampfbereit gegenüber. Ein beispielloser Krieg droht, auf den Demagogen mit fadenscheinigen Argumenten einschwören. Georg Wilhelm Wegner (1692–1765), der zu Oranienburg bei Berlin geborene Pfarrer und Kritiker alchemistischer Rituale, benutzt die Figur des antiken Spötters Lukian, um schonungslos die als Krise erlebten gesellschaftlichen Umbrüche zu beschreiben. Lukian berichtet über die kriegerischen Händel zwischen Theologen und Philosophen im Reich der Toten. Mit seiner Schilderung definiert Wegner Aufklärung als Projekt, das mit Hilfe einer skeptischen Grundhaltung die gesellschaftlichen Institutionen und tradierten Vorurteile einer gründlichen Revision unterzieht. Dem mit bitterer Ironie begleiteten Zusammenbruch folgt die Aufforderung, die zukünftige Welt der Lebenden auf dem Fundament von Vernunft und Toleranz gemeinsam zu errichten. Mit Wegners Gelehrtensatire läßt sich der innerhalb der Forschung oft erhobenen Klage begegnen, daß Aussagen über eine Verbreitung aufklärerischer Ideen vage blieben, da abseits der sogenannten Königsebene illustrative Texte selten seien. Die kommentierte Ausgabe enthält zudem Materialien zum weiteren Verständnis des Autors und seiner Schrift.