Edward Gibbon (1737–1794) war zweifellos der größte Historiker des 18. Jahrhunderts. Sein mehrbändiges Werk über den Niedergang und Fall des Römischen Reiches war der glanzvolle Höhepunkt der aufklärerischen Geschichtsschreibung und bildete zugleich einen Kristallisationspunkt der zeitgenössischen Religionsstreitigkeiten. Weniger bekannt dagegen ist das früheste Werk des späteren Historikers, der zuerst 1761 erschienene und im Original französisch geschriebene Versuch über das Studium der Litteratur. Bereits dieser Text ist von Gibbons intimer Kenntnis der antiken Literatur geprägt und legt Zeugnis von seinem intensiven religionsgeschichtlichen Interesse ab. Gibbon konzipierte seinen Essay auch als Auseinandersetzung mit einer Abwertung der Erinnerung, die er Aufklärern wie d'Alembert unterstellte. Zugleich aber ist der Essai Gibbons als später Nachhall der berühmten querelles des anciens et des modernes zu lesen. Der faszinierende Text wird hier erstmals seit mehr als 200 Jahren wieder in der deutschen Übersetzung des bedeutenden Braunschweiger Gelehrten Johann Joachim Eschenburg vorgelegt.