Carolin Dorothée Lange

Job weg, Frau weg, Haus weg

Die ›Causa Wulff‹ als bürgerliches Kulturmuster

Ob Christian Wulff sein Amt hätte niederlegen müssen, wenn sein Burgwedeler Haus ein bisschen ansprechender gebaut worden wäre? Angesichts der allergischen Reaktionen vieler Kommentatoren könnte man meinen, es sei in der sogenannten »Causa Wulff« gar nicht um seine Person, sondern um sein Eigenheim gegangen, so als ob der zweifelhafte Kredit nicht das Problem gewesen ist, sondern das, was Wulff damit gebaut hat. Wer so hässlich baut, kann keine schöne Politik machen.

Der Skandal um den ehemaligen Bundespräsidenten setzt sich vor allem aus der Suche nach verborgenen Abgründen und moralisch verwegenem Glamour zusammen. An seinem Ende gibt es keinen Schuldspruch, nur eine Wortneuschöpfung: Seit Ende 2011 kann man ›wulffen‹ – Dinge einfach aussitzen, Vorteile annehmen oder nur im allerletzten Moment mit der Wahrheit herausrücken.

Der Fall Wulff ist paradigmatisch. Es ging in ihm nie nur um die konkreten Verhaltensweisen eines Mitglieds der politischen Elite. Dies alles ist nur die Skandaloberfläche, er selbst reicht sehr viel tiefer. Eine semantische Tiefenanalyse der Geschehnisse kann Erkenntnisse zum Zustand der politischen Kultur Deutschlands liefern, vor allem seiner bürgerlichen Mittelschichten.

  • ISBN: 978-3-86525-387-3
  • 56 Seiten
  • Broschur
  • Am 07.05.2014 erschienen
  • Deutsch
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