Orgelklang in der Synagoge – das war eine der vielen Neuerungen der jüdischen Reformbewegung. Aus dieser Zeit um 1880 stammen Werke von Louis Lewandowski, Salomon Sulzer, Adolf Grünzweig und anderen heute wiederentdeckten Komponisten. Die hier beschriebenen 16 Notenbände konnte der Oberkantor Nathan Saretzki in der Reichspogromnacht 1938 aus seinem Notenfundus aus der brennenden Hauptsynagoge in Frankfurt retten. Durch den Einsatz mutiger Mitmenschen überstanden die Bände die Zeit des Nationalsozialismus und gelangten auf ungewöhnlichem Wege 1998 nach Hannover ins Europäische Zentrum für Jüdische Musik, wo sie inzwischen für die musikwissenschaftliche Forschung zugänglich gemacht wurden.
Detaillierte Beschreibungen der Bände und biographische Hinweise zu den Komponisten ermöglichen einen Einblick in das musikalische Spektrum der Musik der Reformsynagoge. Ergänzende Kapitel und Exkurse führen in Geschichte und Einzelaspekte der synagogalen (Reform-)Musik ein.
Anhand der »Sammlung Oberkantor Nathan Saretzki« zeigt sich, stellvertretend für zahlreiche andere entdeckte und unentdeckte Schätze, der wissenschaftliche ebenso wie der immaterielle Wert einer solchen Sammlung.