Der neunjährige Sebastian, einziges Kind von Wilhelm Hensel und Fanny, geb. Mendelssohn Bartholdy, begleitete seine Eltern auf ihrer lange erträumten und geplanten Reise 1839/40 nach Italien. Fanny hielt ihren Sohn an, während der gesamten mehr als ein Jahr dauernden Reise, die die Familie über Leipzig, München, Mailand, Bologna, Venedig, Florenz und Rom bis nach Neapel führte und zurück per Schiff nach Genua, wieder über Mailand, die Schweiz, den Rhein abwärts, über Frankfurt, Fulda, Gotha und wieder über Leipzig, ein Tagebuch zu schreiben. Da Sebastian wegen seines Gesundheitszustandes gelegentlich keine Eintragungen vornehmen konnte, übernahm Fanny dies manchmal selbst. Sebastians Tagebuch ergänzen die bereits veröffentlichten Briefe und Tagebuchnotizen von Fanny, viele Einzelheiten der Reise, die Fanny nicht erwähnt, interessieren ihren kleinen Sohn und etliches unternimmt er, zumeist in Rom, auch selbständig. Nach der Rückkehr nach Berlin fertigte Sebastian unter Aufsicht der Mutter eine Reinschrift für die Großmutter Lea Mendelssohn Bartholdy an, die allerdings mit dem Verlassen Roms endet. Beide Versionen, die Urschrift und die Reinschrift werden parallel veröffentlicht, ihr Vergleich erlaubt einen ungeahnten Einblick in die Erziehung des Knaben. Vieles wurde von Fanny sprachlich geglättet, manche Streichung macht deutlich, was sie nicht für angemessen hielt, es der Großmutter schriftlich mitzuteilen.
1845 fand eine zweite Reise der Hensels nach Italien statt, um das erkrankte Ehepaar Dirichlet, Fannys Schwester Rebecka und deren Mann auf der Rückreise nach Berlin zu begleiten. Auf dieser Reise fertigte der inzwischen 15jährige Sebastian kein Tagebuch, aber zahlreiche Zeichnungen an, die dem Tagebuch beigefügt sind. Zeitgenössische Karten, denen die damaligen Reisewege und -stationen zu entnehmen sind, ergänzen das Buch. Im ausführlichen Kommentar zu den Tagebucheintragungen wird auf die vielfältige Reiseliteratur der Zeit zurückgegriffen, ein umfangreiches Personenregister erfasst die zahlreichen erwähnten Persönlichkeiten.
»Es gibt von Sebastian Hensels Tagebuch der Italienischen Reise auf den Spuren Goethes […] zwei Fassungen, eine originale des Knaben und eine korrigierte, gekürzte, verbesserte und erweiterte der Mutter […]. Beide Fassungen sind in dieser Ausgabe synoptisch gedruckt, so dass die Eingriffe der Mutter fortlaufend sichtbar sind. Besser kann man das kindliche Vergnügen und Leiden an den Dingen einer unbekannten Welt und die hehre Idealisierung, den bildungspolitischen Aufputz, den Fanny Hensel daraus macht, um den Ansprüchen der Mutter zu genügen, nicht vor Augen führen.«
Die vollständige Rezension können Sie bei info-netz-musik lesen.
Hier fiel Mutter vom Esel […] erlaubt […] nicht nur faszinierende Einblicke in die Reiseeindrücke Sebastians, sondern auch in die Erziehungsvorstellungen Fanny Hensels.
»Hier fiel Mutter vom Esel ist eine für die Fachwelt […] bedeutende, wichtige und sinnvolle Ergänzung […].«