In der Lyrikedition Hannover erscheinen über drei Jahre hinweg zehn Bücher von ausgewählten Dichterinnen und Dichtern aus der sehr regen hannoverschen Lyrik-Szene. Einer von ihnen ist Jan Egge Sedelies, ein politischer Kopf, der nicht nur Haltung zeigt, sondern auch Jugendträume und Ideologien auf ihren Realitätsgehalt hin abklopft.
scherenschnittvögel ziehen kreise an einer
kalkweißen wand
davor baumelt ein traumfänger
metallhaken sorgen für halt
unter den balkonen kokeln kinder
anzeigenblätter an
die sie doch austragen sollten in der hoffnung
auf kippen & noch mehr feuerzeuge
Jan Egge Sedelies’ Gedichte nehmen als Ausgangpunkt Alltagsbeobachtungen und führen weiter in die Erinnerungen an die Shoah, die Morde von Hanau, die DDR. Doch obwohl das Vergangene vergangen ist, wirkt es noch in bedrückender Aktualität, häufig in der bitteren Kontingenzerfahrung, dass das, was das Kind erträumt, der Jugendliche abgelehnt, gefordert und erhofft hat, der Erwachsene nicht verwirklichen kann. (Wilfried Köpke)
Jan Egge Sedelies, Jahrgang 1980, ist Journalist, Moderator und Autor. Seit 1999 organisiert er Poetry Slams und Literaturabende unter anderem mit dem Netzwerk »Macht Worte«. Er hat diverse Alben mit der Elektro-Lyrik-Band »Beatpoeten« veröffentlicht, außerdem den Gedichtband »Niemals so ganz«. Er wohnt in Hannover.
